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Gedichte
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Manchmal
ist es ja so, dass man mit dem Klima oder der krftigen Natur im Chaco echt Mhe hat. Da
muss man sich dann wieder die schnen Seiten und schnen Zeiten vor Augen halten. Dazu
ist beispielsweise das folgende Gedicht geeignet:
Gar schn
ist der Chaco
(von Cornelius W. Friesen)
Gar schn ist der Chaco, ja der Chaco
ist schn!
Wer das noch bestreitet, hat ihn nicht gesehn,
hat ihn nicht belauschet, schon gar nicht erlebt,
vielleicht nur nach zeitlichen Gtern gestrebt.
Das Schne und weniger Schne im Land,
ging alles hervor aus des Allmchtgen Hand.
Wir wollen nicht dies und nicht das bersehn,
nein, dankend den ewigen Schpfer erhhn.
Gar schn ist der Chaco, ja, der Chaco ist schn!
Kriegt man es von weitem auch nicht so zu sehn.
Man muss ihn erleben, durchwandern, beschaun,
ja mehr noch: Erobern, geniessen, bebaun.
Gar schn ist der Chaco, ja, der Chaco ist schn!
Doch nicht an Gebirgen, an Tlern und Seen.
Frostblumen an Fenstern, Eiszapfen am Dach,
die knstelt der Chaco dem Norden nicht nach.
Trotzdem ist der Chaco doch immer noch schn!
Man braucht nur am Abend die Sterne zu sehn.
Sie leuchten so klar und funkeln voll Ruh,
nach Mh und Arbeit den Einwohnern zu.
Gar schn ist der Chaco, ja, der Chaco ist schn!
Hrst du nicht das Tierreich den Schpfer erhhn?
Insekten und Vgel, der Krten Verein,
trillieren und Quaken und zwitschern und schrein.
(aus: "Vom Paradies in die grne Hlle
Paraguays", von Heinrich Derksen sen.)
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Das Chacolied
Meine Heimat
- Wo die Strme brausen in dem Chacoland,
wo die Sterne leuchten weithin bers Land,
wo die Flaschenbume stehn im Sturmgebraus,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Hauss.
- Wo die grossen Kmpe blhn zur Frhlingszeit,
wo der Algorrobo steht im zarten Kleid,
wo de Kaktus stille Wege rings umsumt,
da hab ich die schne Jugendzeit vertrumt.
- Wo der Gaucho jauchzend seine Herde treibt
und dem Lande seiner Vter treu verbleibt,
wo der Bauer mhsam seine Scholle bricht,
da ist meine Heimat, die vergess ich nicht.
- Wo am hohen Himmel nachts der Vollmond steht,
wo ein blondes Mdel still das Glck erfleht,
fr den fernen Liebsten, dass er an sie denkt
und das Schicksal ihn bald wieder heimwrts lenkt.
- Bin die Welt durchwandert, bis ans fernste Meer,
doch es zog ein Klingen hinterm Wandrer her.
Lockte Heimatsehnsucht aus dem Herzen vor,
bis er seine Freude an der Welt verlor.
- Das war Heimweh nach dem schnen Chacoland,
wo die Strme brausen ber Busch und Sand,
wo die starken Bume stehn im Sturmgebraus,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Es gibt es also, das Chacolied. Das Lied steht
(als Nummer 90) in einem mennonitischen Liederbuch. Die Melodie ist vom in Deutschland
sehr bekannten Lied mit dem Titel "Nordseewellen". (Wo die Nordseewellen brechen
an den Strand, .... usw.)
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Um 1930 im Chaco von Paraguay
Carro Men
Carro Men nannten die Paraguayer den vierrdrigen
Wagen, den die Mennoniten von Europa mitbrachten, im Gegensatz zu ihren grossen
zweirdrigen Karren, den "carretas". Whrend die Mennoniten nur zwei Ochsen
vor ihren Wagen spannten, wurden die "carretas" von drei bis vier Paaren
gezogen. Der paraguayische Dichter Daro Gmez Serrato auch Soldat im Chacokrieg
war von dem "Mennowagen" so beeindruckt, dass er ihm ein Gedicht widmete.
Der Mennowagen
Gezogen von dem sicheren Schritt gepflegter Ochsen,
rollt auf vier Rdern leicht der Mennowagen hin.
Beladen hoch mit Frchten schwerer Arbeit,
der blonden, tapfren Sonnenkinder - Kolonisten.
Wo erst Soldaten nur ihr feurig Maultier trieben,
taucht aus dem Staub gewandt der Mennowagen auf.
Ein Wagen, der auf weiten Strecken ruhig rollt,
doch wenn es eilt, zur Schnelligkeit das Tempo steigert.
Und ungezwungen, stattlich auf der hohen Fuhre
sitzt hbsch gekleidet, blhend eine Frau.
Das Kolonistenmdchen, ruhig und voll Anmut,
schn wie sein Mennowagen, der es rhythmisch wiegt.
Ich mchte diesen Wagen sehen auf allen Wegen,
dass er durch Berg und Tal, von Ort zu Orte rollt,
dass dieser Mennowagen, praktisch und geschmeidig,
auch meinem Landsmann in der Zukunft diene.
Daro Gmez Serrato
(aus dem Spanischen bersetzt von Peter P. Klassen)
(Aus KAPUTI MENNONITA von Peter P. Klassen)
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Mrchen
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(Aus:
"Mrchen aus Argentinien und Paraguay", herausgegeben von Felix Karlinger und
Johannes Pgl) |
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Die
Geschichte von Don Claudio
Da hatte sich einmal eine ganze Menge Leute
zusammengefunden, und jeder von ihnen erzhlte, was er schon so alles erlebt habe. Und
nachdem der eine und andere seine Geschichte vorgetragen hatte, fehlte noch Don Claudio.
Die anderen sagten zu ihm: "Und du, Don Claudio, hast nichts zu erzhlen?"
Und Don Claudio wusste wirklich nichts zu berichten;
aber er erzhlte, was er von einem anderen Mann gehrt hatte, und er begann:
"Einmal ging ich ber den Chaco und trieb
einige tausend Jungkhe vor mir her. Und da begegnete ich vielen Lwen, sehr vielen, und
die frassen mir all die Khe auf, und einer von ihnen hatte noch immer Hunger und wollte
mich fressen. Und ich habe das Messer herausgezogen und habe zu kmpfen begonnen, aber
nur zum Schein. Doch mit einem einzigen Schlag hat er mir die Klinge des Messers
abgebrochen. Und als ich zurckweichen wollte, stiess ich auf ein paar ste, und mit
raschem Griff hat er sie mir weggenommen, und so bin ich halt noch weiter zurckgewichen
und habe ein drres Stckchen gefunden, aber mit einem einzigen Hieb hat er es mir in
Stcke geschlagen..."
Und Don Claudio machte eine Pause, da er nicht so
recht wusste, wie er weitererzhlen sollte. Und die, welche zuhrten, fragten: "Und
was weiter, Don Claudio?" Und Don Claudio sagte: "Und da liess ich mich halt von
dem Lwen fressen."
Der Lwe und die Musin
Aus einem Mauseloch schauen zwei Musinnen heraus. Sagt die eine zur andern:
"Siehst du da drben den Lwen?" "Meinst du den mit der schnen
Mhne, der da so stolz dahinschreitet?" "Ja, gerade den."
"Was ist mit ihm?" "Das ist der Saukerl, der Wstling, der
Hurensohn, von dem meine Schwgerin ihre Tochter das uneheliche Kind hat."
"Ja, wie gibts denn so was?" Das ist doch unmglich!"
"Doch!" "Nun, so erzhle!"
"Ja, die Geschichte verhlt sich so: du weit
ja, dass dieser Lwe hier schon lange herumstrolcht. Nun, die Tochter meiner Schwgerin
hat sich doch glatt in ihn verliebt, dumm wie Mdchen eben sind.
Sie geht also, nimmt ihre paar Krten, bezahlt
einen Zauberpriester, und lsst sich in eine Lwin verwandeln, erreicht damit aber gar
nichts. Der Lwe geht an ihr vorbei, als gbe es sie nicht.
Nun, das Mdchen nimmt alles, was es noch hat und geht hin zu einer Hexe um
Liebeszauber. Nun, die Hexe macht ihren Zauber sososo und tatschlich: der
Lwe verliebt sich in das (ehemalige) Musemdchen.
Einige Zeit gehen sie miteinander. Dann merkt das
Mdchen, dass es schwanger ist, und der Liebeszauber verliert seine Kraft.
Das Mdchen geht zum Lwen und sagt: Schatz,
ich bin schwanger von dir. Heirate mich! Hau ab! sagt der Lwe,
Weiber wie deine Sorte gibt es eine ganze Menge. Hau ab und lass dich nicht wieder
blicken, sonst werde ich ungemtlich!
Nun, was soll ich dir sagen. Das Mdchen luft
ohne ein Stck Geld wieder zum Zauberpriester, und der gutherzig wie er manchmal
ist verwandelt sie wieder in eine Musin. Naja, und nun sitzt meine Schwgerin
da, und kann sehen, wie sie die zwei armen Wrmer durchbringt. Gottlob hat das Enkelkind
bis jetzt keine hnlichkeit mit dem Vater!"
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Warum die Guaycur Ruber geworden sind
(Mrchen der Indianer vom Stamm der Guaycur
(auch Chamacoco genannt). Zuerst lebten sie im sdlichen paraguayischen Chaco,
zogen dann spter an den Oberlauf des Rio Paraguay, auf westlicher Seite, Grenzgebiet
zwischen Bolivien und Paraguay.)
Als der grosse Geist die Welt erschuf, machte
er die Menschen. Es gengte ihm nicht, einen Mann und eine Frau zu schaffen, sondern er
erschuf viele Menschenpaare und gab jedem ein Stck Land und eine besondere Eigenschaft.
So entstanden die verschiedenen Vlker.
Endlich erschuf er auch einen Guaycur-Mann und
eine Guaycur-Frau. Aber es war kein Stck Land mehr briggeblieben, das er ihnen
htte geben knnen. Und whrend die beiden Guaycurs die Gegend des Gran Chaco
durchstreiften, rief der grosse Geist einen Caracar (Vogel) und sagte zu ihm:
"Fliege zu den Guaycurs und sage ihnen, dass es mir leid tut, dass ich ihnen kein
Land mehr geben konnte, weil schon alles verteilt ist. Und da ihnen nichts gegeben wurde,
sollen sie sich dort etwas nehmen, wo andere etwas haben. Sie sollen sie tten und sich
nehmen, was sie brauchen."
Der Caracar flog nun zu dem Guaycur-Paar und
richtete alles so aus, wie es ihm aufgetragen war. Als die Guaycurs das hrten, nahmen
sie sogleich einen Stein und erschlugen als ersten den Caracar, rupften ihn, brieten ihn
und assen ihn. Und dann befolgten sie seine Weisung und zogen als Ruber durch die
Gebiete anderer Stmme.
Puma und Grille
Einst ging ein Puma im Chaco spazieren, da kam ihm auf dem
Pfad eine Grille entgegen.
"Mir aus dem Weg!" schrie sie der Puma an,
"ich bin der Knig aller grossen Tiere und mir hat alles zu gehorchen." Da
erwidert die Grille: "Gut, du magst der Knig der grossen Tiere sein. Aber was
heisst das schon? Ich bin der Knig der kleinen Tiere: und das bedeutet mehr!"
"Du machst dich lcherlich!" sagt der
Puma, "ich brauche gar nicht auszuholen, um dich mit meiner Pranke zu erdrcken.
Deinesgleichen kann ich zehn mit einem Schlag umbringen, wenn ich nur will."
Da sagt die Grille: "Du bist ein Angeber, und
du sollst lernen, wie dumm und machtlos du bist. Komm doch morgen mit deinen Truppen
hierher, dann will ich mit meinen kommen, und wir werden sehen, wer strker ist!"
"Gut, wie du willst. Das wird morgen fr uns
ein Festessen geben, denn wir werden euch alle verschlingen!"
Am nchsten Tag kamen der Puma und die Grille mit
ihrem Gefolge an. Sie hatten alles aufgerufen, was zu ihrem Bereich gehrte. Der Puma kam
mit Jaguaren, Rindern, Stieren, Hirschen, Hasen, Wildschafen und Wildziegen. Und die
Grille kam mit Ameisen, Stechmcken, Bienen, Wespen und anderen Insekten und Spinnen.
Es entstand eine frchterliche Schlacht; die
grossen Tiere tteten Tausende um Tausende von dem kleinen Volk, aber so viele sie auch
umbrachten, es erschienen immer wieder neue Schwrme, welche sich in den Grossen
festbissen und ihnen das Blut aussaugten.
Endlich blieb dem Puma, in dessen Ohren, Augen und
Rachen Stechmcken und Ameisen sassen, und dessen Pfoten von den Stichen der Wespen
geschwollen waren, nichts anderes brig, als das Signal zum Rckzug zu geben. Sie
strzten sich in den nchsten Tmpel, um ihre Plaggeister loszuwerden und ihre Wunden
zu khlen, und die Kleinen blieben Sieger.
Seit jenem Tage gehen die grossen Tiere den kleinen
aus dem Weg; aber es ntzt ihnen nichts. Wo immer die kleinen Tiere die grossen
erblicken, strzen sie sich angriffslustig auf sie, und Frieden wird es nie geben.
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